Ein tolles Interview mit Pilger Rudi Simeth und der Autorin Stefanie Leppert vom Viechtacher Anzeiger war am letzten Wochenende in der Zeitung zu lesen. |
Auf der Suche nach dem richtigen Weg
Pilger Rudi Simeth war wieder auf dem Wolfgangsweg unterwegs – Vom Pilgern im Alltag
Von Stephanie Leppert
Viechtach. Um den Hals trägt Rudi Simeth
eine Jakobsmuschel, das Erkennungszeichen der Jakobspilger. Der
64-Jährige aus Weiding (Landkreis Cham) war mit seinem E-Bike wieder
unterwegs auf dem Wolfgangsweg.
Zum Pilgern kam er einst durch eine schwere
Erkrankung. „In der Zeit bin ich zu mir selbst gekommen“, sagt Simeth.
Das Pilgern war für ihn auch Ausdruck von Dankbarkeit. Bei der
Katholischen Erwachsenenbildung Cham ließ er sich zum Pilgerbegleiter
ausbilden.
Seitdem war er häufig unterwegs, zu Fuß von Prag
bis Eichstätt oder mit dem Fahrrad von Weiding aus bis zum Bodensee.
Auch Gruppen begleitet er regelmäßig, das nächste Mal wieder Ende
September beim Tagespilgern auf dem Jakobsweg.
„Rudi, du gehst zum Wolfgangsee“
Auf den Wolfgangsweg, der unter anderem quer durch
Viechtach führt, hat ihn eine Eingebung gebracht. 2014 war das, kurz
bevor es beruflich in die Freistellungsphase ging. „Rudi, du gehst zum
Wolfgangsee“ lautete die Eingebung. Dass es einen
Wolfgangsweg gibt, wusste er da noch nicht. Im Internet stieß er auf
den Verein Pilgerweg Sankt Wolfgang, dessen zweite Vorsitzende Dorothea
Stuffer ist.
Auf seine Anfrage, wie er am besten zum Wolfgangsee
komme, erhielt er „eine wunderbare, liebevoll gestaltete Mail mit
Bildern“, erinnert sich Simeth. Das Engagement der beiden Vorsitzenden
Hildegard Weiler und „Dori“ Stuffer hat ihn stark
beeindruckt und seitdem ist er immer gern bei Vereinsveranstaltungen
dabei. Eineinhalb Tage nach seiner letzten Schicht als Fahrdienstleiter
bei der Bahn in Furth im Wald machte er sich im September 2014 zum
ersten Mal auf den Wolfgangsweg. „Mit viel zu schwerem
Gepäck“, wie er heute weiß. Sein Chef schenkte ihm noch einen Kompass,
der ihm seither gute Dienste geleistet hat.
Zum zweiten Mal hat er sich vor etwa einem Monat
auf den Wolfgangsweg begeben, am 8. August um 8.08 Uhr. Die Acht
symbolisiert dabei für ihn „unendlich“.
Von Weiding aus ging es über Runding und Kolmstein,
Haibühl übers Eck nach Böbrach. Den Wolfgangsweg markieren stets das
„W“-Logo und die typischen Blechschafe von Dorothea Stuffer. Über die
Wolfgangskapelle am Wolfgangsriegel führte sein
Weg am sogenannten „Herzstück“ nach Viechtach und weiter nach Sankt
Englmar.
In Kostenz lud er seinen Akku auf – „den vom E-Bike
und den eigenen“, sagt Simeth. Über Weißenkirchen fuhr er dann nach
Neuhausen, wo ihn besonders der Himmelsberg beeindruckte.
Der Wolfgangsweg führt weiter nach Metten, wo er
die Klosterkirche besuchte. Vom Kraftort Uttobrunn mit der 300-jährigen
Linde ging es weiter über Himmelreich nach Deggendorf, wo er in den
Genuss eines afrikanischen Trommelkonzerts kam.
Entlang der Donau führte ihn die Strecke nach Niederalteich. Von dort
ging es weiter nach Vilshofen und Aldersbach.
Simeths Weg ging über die Wallfahrtskirche Sammarei
(Sankt Maria) im Markt Ortenburg weiter, bis er schließlich Sankt
Wolfgang bei Weng erreichte. Dort ist die Taufkirche von Bruder Konrad.
Für Pilger ist es der Ort, wo sie traditionell
die Sorgensteine ablegen, die sie bei einer früheren Station
aufgenommen haben.
Simeth erklärt, dass Pilgern überkonfessionell ist,
und dass jeder seinen eigenen Grund habe, sich auf den Weg zu machen.
„Ich finde es wunderbar, dass darunter immer mehr junge Leute sind“,
sagt er. „Ich denke, dass sie auf der Suche nach
dem richtigen Weg, dem richtigen Lebensweg sind“, ergänzt Stuffer.
Schweigend und ohne zurückzuschauen
Die nächsten Stationen von Simeths
Wolfgangsweg-Reise waren Bad Griesbach und Ering am Inn. Am Inn ist die
Grenze zu Österreich. Simeth wählte den Weg über Sankt Peter am Hart
entlang des Flusses Mattig. Weiter ging es über Obertrum am
See, den Irrsee und den Mondsee. „Die Strecke den Mondsee hoch war am
schwierigsten“, erinnert sich Simeth. Dann erreichte er endlich den
Wolfgangsee, wo er sich eine Zahnradbahnfahrt über den Schafberg gönnte.
Hinunter ging es zur Falkensteinkapelle, die
der Wolfgangskapelle zum Vorbild diente. Das Kirchlein auf der
Falkensteinwand hat eine Besonderheit: eine Durchschlupfstelle. Durch
diese zwängen sich die Pilger schweigend und ohne zurückzuschauen und
streifen dadurch sinnbildlich ihre Sünden und ihre Lasten
ab.
Am Falkenstein gibt es auch die Hacklwurfkapelle,
am südlichen Abbruch des Weges zum See gelegen, die sich der Legende
nach an der Stelle des Beilwurfes des Heiligen Wolfgang befindet.
Kräuterbuschen von den Goldhaubenfrauen
Man werde mutiger beim Pilgern und vertraue darauf, dass alles schon gut werde. Auf diese Weise hat er aus nächtlichen Wäldern gefunden, weil er dem Ruf einer Eule gefolgt ist und hat einen aggressiven freilaufenden Hund besänftigt, indem er einfach nichts gemacht hat. Diese Lernerfahrungen will Simeth auch in den Alltag übernehmen.
Nach Tschechien ist er dann doch gefahren. Am tschechischen Lipno-Stausee traf er drei Reisende aus dem Landkreis Cham. Weiter ging die Fahrt über den Plöckensteinsee, Neuthal, Haidmühle, Fürstenhut und Buchwald. Von Finsterau aus nahm er den Nationalpark-Radweg nach Frauenau. Über Zwieslerwaldhaus, Ferdinandsthal, Böhmisch Eisenstein, Spitzberg-Sattel und Hammern erreichte er die Wolfgangskirche in Grün (Zelena Lhota). In Rittsteig gab es eine Abschlussandacht, bevor er nach Atzlern weiterfuhr, wo er seiner Mutter den geweihten Kräuterbuschen überreichte. Über Stachesried ging es dann am 20. August wieder nach Hause. „Ich hab damit gerechnet, 800 Kilometer unterwegs zu sein“, sagt Simeth. Insgesamt waren es dann genau 808.
Der Verein Pilgerweg St. Wolfang bedankt sich herzlich bei Pilger Rudi und beim Viechtacher Anzeiger und der Autorin Stefanie Leppert für den Großen Bericht einer Großen Wolfgangspilgertour!
Du fotografiert Dich so schön, Promidori
AntwortenLöschenLiebe Dori,
AntwortenLöschendanke sehr für die gedeihliche Pressebegleitung.
"Ins Wasser fällt ein Stein" (und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise…)
- eines meiner Lieblingslieder - wird für den Wolfgangsweg und für mich wahr:
Gestern erhielt ich einen Anruf von einer Redakteurin der Chamer Zeitung.
Angeregt durch den Artikel im Viechtacher Anzeiger möchte Frau Jana Binder mit mir ein Stück meines Pilgerweges gehen und dabei in lockerer Atmosphäre ihre Fragen stellen und dies mit ein paar Bildern untermalen. Dein „Stundenpilgern“ wird öffentlich noch ganz „In“ J
Für kommenden Dienstag haben wir gleich einen Termin in Runding vereinbart. Dort wo 2014 mein großer Pilgerweg des LEBENS begonnen hat….
Vielen lieben Dank auch an Stephanie Leppert für ihre wundervoll passenden Zeilen und das
Zusenden der PDF-Datei UND des Textes aus dem „Halburlaub“.
In tiefer Verbundenheit
Dein Pilgerbruder Rudi
Das ist uns und Dori eine sehr große Freude, lieber Pilger Rudi! Einfach toll und wunder-bar!
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