Stern aus Geschenkpapier, Bastelarbeit von Alfred und Christiene Bock, Wolfgangspilger |
Eine Andacht von Pfarrer Micha Boerschmann, Regensburg
Gemeindebrief der Evag.-Luth. Kirchengemeinde Viechtach, Dezemmber 2016 - März 2017
Vorab: Pfarrer Micha Boerschmann aus Regensburg hat auf Bitten des Vereins Pilgerweg St.Wolfgang während der Vakanz der Evangelischen Kirchengemeinde Viechtach freundlicherweise mit seinen hervorragenden Predigten wertvolle spirituelle Beiträge bei vier Veranstaltungen der Wolfgangspilger geleistet.
1. Zweimal bei den "Glückspferden" in Kirchaitnach (2015/2016)
Pater Josef, Kollnburg, Kassier und Bauleiter Friedel Dreischneier, Pilgerhelfer Asylbewerber, Bürgermeisterin Josefa Schmid, Pfarrer Micha Boerschmann, 2.Vorsitzende und Künstlerin Dorothea Stuffer |
2. Bei einer geführten Pilgerwanderung zum Glasdorf Arnbruck, auch Glückspferde, am 24.6.2016 (Predigt über Johannes den Täufer)
Das Ehepaar Weinfurtner, Asylbewerber, Vereinsmitglied Karla Singer, Pfarrer Micha Boerschmann |
3. Beim "Gnadenlicht" (Predigt) in Münchshöfen am Wolfgangsweg auf 850 Metern Höhe, Dezember 2016
Austeilung des Abendmahls in der Christuskirche Viechtach, Herzstück Wolfgangsweg |
Der
Prophet Sacharja
Viel wissen wir von
Sacharja
nicht. Um das Jahr 520 v. Chr. taucht er auf und verkündet,
was Gott
ihm aufgetragen hat. Seine Worte sind bis heute geblieben.
Sie
prägten die Offenbarung des Johannes, das Matthäusevangelium
und
unsere Lieder und Bilder von Weihnachten.
Als Sacharja auftritt ist die Babylonische
Gefangenschaft vorbei und das Volk Israel darf nach 70 Jahren
Exil
wieder zurück in die Heimat. Vermutlich ist Sacharja einer
dieser
Heimkehrer.
Das Volk hat große Hoffnungen an die Heimkehr
geknüpft: "Jetzt wird alles wieder gut. Gott hat uns gestraft,
aber jetzt ist er wieder gnädig." Doch wie so oft folgte auf
die Aufbruchsstimmung die große Ernüchterung.
Die Israeliten warteten vergeblich auf
göttliche
Zeichen. Da kommt Sacharja. Er will das Volk wieder aufrütteln
und
ihnen Mut zusprechen.
Sein Buch ist voll von Visionen über eine neue
Weltordnung und die Erscheinung eines namenlosen Messias, der
Gerechtigkeit bringen soll; eine Schau, wie sie sich viel später
mit
dem Einzug Jesu in Jerusalem erfüllt. Die Visionen sind
Sinnbilder
für ein Leben in Frieden, das den Juden nach der Fertigstellung
des
Tempels versprochen ist.
Der
Traum vom gerechten König
Propheten sind Träumer, das macht sie mir so
sympathisch. Deswegen haben sie uns auch etwas zu sagen in der
Adventszeit. Denn die Adventszeit ist "Traumzeit". Wir
warten und erwarten Weihnachten. Was erwarte ich vom Leben? Was
erwartet Gott von mir? Was steht noch aus und wartet auf
Erfüllung?
Dem Propheten Sacharja zeigt Gott in Träumen,
was
die Welt erwarten darf und vorauf sie sich vorbereiten soll: auf
den
Messias. Eins seiner berühmtesten Worte ist ganz und gar
adventlich
träumerisch:
Siehe dein König kommt zu
dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sach
9,9)
Da dürfen wir mitträumen. Zu all denen, die
feststecken in ihrem Leben, die nicht mehr weiter wissen, kommt
er:
der Helfer. Zu all denen, die eine Krankheit plagt, kommt er:
der
König des Lebens. Zu all denen, die streiten und hassen statt zu
lieben, kommt er: der Gerechte.
Adventszeit ‑ Zeit zum Träumen. Doch
Träumer scheinen es heute schwer zu haben. Wer durch das Leben
jagt,
hat keine Muse zum Träumen. Wer nur die Frage kennt: "Was
springt dabei heraus?", muss Träume für Luxus halten. Aber ich
will mir das Träumen nicht nehmen lassen. Das habe ich von den
Propheten gelernt.
Sacharjas Traum ist in Erfüllung gegangen -
nicht
gleich und nicht so, wie es die Menschen in Israel erwartet
hatten.
Sein Traum war der Beginn eines langen Weges, den Gott in der
Geburt
Jesu erfüllt hat. Und auch da in der Krippe ist der große Traum
zunächst ein kleines Kind. Der Traum musste erst wachsen und
groß
werden. Er muss beschützt werden vor Herodes, bis er Jahre
später
in Jerusalem einzieht. Ob sich Sacharja das so hätte träumen
lassen? Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein
Helfer.
Seinen Traum können wir heute weiter träumen:
Ich habe den Traum, dass wir Handlanger dieses
Messias sind, dass wir selbst Gerechte und Helfer werden.
Ich habe einen Traum von unserem Land: dass es
ein
friedvolles Deutschland sei im Herzen Europas, großzügig und
gastfreundlich, und das beim Sparen nicht bei den
Allerärmsten anfängt.
Ich habe einen Traum von meiner Kirche, dass
sie
eine Kirche mit offenen Türen ist, die alle Menschen einlädt,
die
aber auch zu den Menschen geht, zu den Beschädigten, zu den
Traurigen, zu den Bedürftigen.
Träume haben etwas an sich, was auf
Verwirklichung und Erfüllung zielt. Sie sind hartnäckig und
lassen
sich nicht so leicht abspeisen.
Pfarrer Micha Boerschman
Pfarrer Micha Boerschmann erteilt den Weihnachts-Segen |
Gute Predigt, muß ich gerade feststellen, regt zum Träumen und gleichzeitig zum Nachdenken an! !!!!
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