Andacht im Walde
Wo könnte die Allmacht und Größe Gottes eher zum Herzen sprechen, wo die Andacht und Ehrfurcht inniger, reiner und gottfürchtiger aus tiefbewegter Seele auf zum Himmel steigen als in der unberührten Erhabenheit und Weihe des Waldes. In ihm zeigt sich uns Schritt für Schritt das übermenschliche Wirken, er bietet uns in tausendfältiger Form die urgewaltige Kraft, die nur einem Gott zu eigen ist, und er lehrt uns hier, wie unsagbar klein unser Wirke und Streben, all unser Sinnen und Trachten ist gegenüber seinem Werk. In ein Nichts zerrinnt hier unser armseliges Ich vor so viel wahrer Größe.
Gottsuchend und gottfindend zog sic darum schon früh der Mensch, den heilige Ehrfurcht beseelte, in die Weihe des Waldes zurück. Einsam und weltfern wanden sich seine Pfade über Berge und Täler, und er baute in tiefster Abgeschiedenheit die Stätten der Andacht. Hier eine Klause, dort eine unscheinbare Kapelle. Ein seliger Gunther drang in die unberührten, gottesfreien Wälder und wurde schließlich zum Heiligen des Waldlandes, ein seliger Englmar Uto oder Wolfgang, und wie sie alle heißen mögen die Apostel des Waldes, alles waren sie die stillen Diener Gottes. In der Verborgenheit des Veilchens schufen sie das zeitüberdauernde Werk. Es lebt fort, mag auch ihr Leib der Erde, der heiligen, schon längst zurückgegeben sein.
Aus dem Tale grüßt dich hier das liebliche Dörflein, dessen Häuser sich wie eine Herde um den Hirten schart, dort mahnt dich ein stilles Feldkreuz am Wegrand und fernwo ladet dich in trauter Bergeinsamkeit eine beschauliche Bergkapelle ein. (Walter Grössl)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen