Blechfiguren führen in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit im Bayerwald-Dorf Allersdorf zum Mysterium, zur Dorfkirche |
Unterwegs sein auf Weihnachten hin und überhaupt Immer sind wir irgendwie in Bewegung. Bewegung ist Leben. Die Bibel erzählt viele Geschichten von Menschen in Bewegung. Das Volk Israel bricht mit Mose aus Ägypten auf und zieht vierzig Jahre lang durch die Wüste, bis es ins verheißene Land kommt. Die Psalmen sind z. T. Gebete von Pilgern, die nach Jerusalem ziehen. In der Weihnachtsgeschichte sind Menschen in Bewegung. Maria und Josef sind unterwegs nach Bethlehem. Die Hirten lassen ihre Herde allein, um aufzubrechen zum Kind, das in Bethlehem geboren wurde. Die Weisen aus dem Morgenland sind unterwegs um den neugeborenen König zu suchen. Der Gott der Bibel ist ein mitgehender Gott, immer unterwegs zu und mit den Menschen. Unterwegs sein ist mit dem Leben in dieser Welt verbunden. Wir sprechen vom Lebensweg. Unterwegs sein heißt, von einem Ort aufzubrechen, einen Weg zu gehen um ein Ziel anzusteuern. Wenn wir Wege gehen, dann ist damit immer auch ein Weg-gehen verbunden. Wir verlassen einen Ort, um zu einem neuen Ort zu gelangen. Denn der Ort, an dem wir gerade sind, ist noch nicht das Ziel. Das liegt noch vor uns. Gerhard Tersteegen, den Altabt Emmanuel Jungclaussen einen evangelischen Mystiker nennt, dichtet: 'Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit'. Unterwegs in der Fremde Maria und Josef sind unterwegs. Sie müssen den gewohnten Lebensraum verlassen. Sie ziehen wie Flüchtlinge durch fremde Gebiete. Sie werden behandelt wie Fremde. Vielen Menschen macht die Erfahrung mit der Fremde Angst. Die Flüchtlinge, die es schaffen in Lampedusa anzukommen, werden von vielen abgelehnt und werden zurückgewiesen. Die Angst vor dem Fremden macht die Herzen eng. Denen, die Zuflucht suchen, kostet das oft das Leben. Jesus sagt „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Matth 8,20). Das Leben in dieser Welt ist verbunden mit der Erfahrung von Fremdlingschaft. 15 Mio. Menschen sind unterwegs und leben als Flüchtlinge in der Welt, die Gott doch allen gegeben hat. Unterwegs auf ein Ziel zu Menschen, die unterwegs sind, haben ein Ziel vor Augen. Manchmal ist es noch undeutlich, ein anderes Mal geht der Weg zielstrebig voran. Das Ziel gibt dem Leben, dem Wandern durch die Zeiten, Sinn. Ein Ziel zu erreichen wird als etwas Sinnvolles empfunden. Der Weg zum Ziel kann lang sein. Das Volk Israel wanderte immerhin 40 Jahre durch die Wüste. Oft endet der Weg mit einer unerwarteten Erfahrung. Die Hirten suchten den Heiland und fanden ein Kind. Die Weisen suchten den neugeborenen König und entdeckten ihn nicht auf einem Thron, sondern in einem ärmlichen Stall. Dennoch zogen Hirten und Könige freudig und erfüllt weiter. Unterwegs zur Wandlung Im Unterwegssein, im Wandern, verändere ich mich. Das Unterwegssein bleibt nicht ohne Folgen. Das Pilgern, die Wanderung auf ein Ziel zu, hat verändernde Kraft. Durch das Wandern geschieht Wandlung. Ich erfahre, dass ich mich ändern kann und spüre es körperlich und seelisch. Ich lerne manches im Leben neu sehen. Und wo ein Mensch auf Gott zugeht, der wird verwandelt zu neuem Leben. Am Ziel ankommen Nach einem langen Weg erwacht mehr und mehr die Sehnsucht endlich anzukommen. Der Weg allein ist noch nicht das Ziel. Hirten und Könige kommen in Bethlehem an. Ihre Ankunft war verbunden mit dem Sehen und Erkennen des Heilands. Sie hatten sich aufgemacht, gesucht und gefunden. In einem tieferen Sinn erleben sie sich als von Gott Gefundene. Mit der Erfahrung, selbst gefunden worden zu sein, gehen sie weiter, allerdings auf neuen Wegen. So können manche Zielvorstellungen eine überraschende und dennoch sinnvolle Wendung nehmen. Advent verheißt das Kommen Gottes. Wo Gott nahe ist, da bin ich fast am Ziel. Ernst-Martin Kittelmann, Pfr.
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