Bereits auf der Titelseite des Viechtacher Anzeigers die Ankündigung: "Der Besuch des Sohne einer Freundin erhellt das Leben von Dorothea" |
"Ein
Licht leuchtet auf" - Der Besuch des Sohnes einer alten Freundin
erhellt wortwörtlich das Leben von Dorothea Stuffer und das des
Xaverhofs auf dem er unterkommt |
Es ist ein regnerischer, nebeliger Novembertag, als der Sohn der im
Sommer verstorbenen Freundin Adelheid unvermittelt vor Dorothea Stuffers Tür steht.
Dorothea Stuffer kennt Adelson von einer kurzen Begegnung bei der
Beerdigung von Adelheid. Sie konnte ihn während der Wohnungsauflösung
höflichen,
aufmerksamen und interessanten 40-Jährigen einschätzen. Eine Menge
Probleme hat er, das wusste sie schon von seiner Mutter, mit der er seit
Jahren keinen Kontakt mehr hatte. "Hast du für mich etwas zu tun, eine
Arbeit? Ich habe gerade Zeit." Dorothea Stuffer braucht nicht lange zu überlegen.
Eiseskälte ist zu erwarten. Es gibt noch jede Menge dringende Arbeiten
im Garten. Und die Fliesen der Eingangs-Stufen müssten auch noch vorm
Wintereinbruch repariert werden.
Zuflucht im Xaverhof
Doch dann erklärt der Mann: "Ich habe kein Dach über dem Kopf und kein Geld mehr." Was nun? Sie greift zum Telefon. Es muss doch irgendwo ein Zimmer für diesen Winterpilger geben. Doch keine Tür öffnet sich, zu teuer, zu ungelegen, sogar Anfeindungen mischen sich drein.
Adelsohn weiß, dass die Frau zusammen mit Xaver Hagengruber einen kleinen nahe gelegenen
Gnadenhof betreibt. Die Tiere leben dort geschützt und umsorgt im
selbstgebauten Unterstand, eine ständige Baustelle. Ein rauer Ort, aber
nicht ohne Gnade. "Ich habe kein Problem im Heu zu schlafen. Ich bin mir
sicher, der Xaver wird sich freuen, wenn er mich sieht." So nimmt
sie ihn mit zur kleinen Ranch, wo sie täglich ausmistet und die Tiere
mit Futter versorgt.
Xaver liegt im Bett. Er hat seit Tagen erhöhte Temperatur und fühlt sich ungewohnt schwach. Es ist wohl ein grippaler Infekt, meint Dorothea.
"Xaver, ich bringe hier jemanden mit. Kann er bei dir bleiben?" Xaver
hat nicht nur eine offene Tür, sondern auch eine metaphorisch offene Herzenstür. Eine
Stunde später ist die ständig feuchtkalte Stube mollig warm. Adelsohn
hat Feuer gemacht und aus Fundstücken aus dem Kühlschrank im Nu eine
warme Mahlzeit bereitet. "Bleib liegen, Vatter", sagt er zu seinem
Gastgeber, "ich bringe dir hier noch ein warmes Getränk."
Adelsons helfende Hand
Zwei Tage
später fühlt sich Xaver wieder viel fitter. Das Öfchen brennt Tag und
Nacht. Adelsohn legt immer wieder Holz nach. Und es gibt Licht. Licht im
Stall! 18 Jahre ist das Gebäude ohne Licht gewesen. Nur mit einer
schwachen Stirnlampe
hat Dorothea sich ausgeholfen. Jetzt merkt sie, um wie viel leichter
die Stallarbeit durch Adelsons Unterstützung geworden ist. Auch zwei
moderne Heuraufen aus Holz hat er gebaut und den Weidezaun instand
gesetzt.
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Das Weihnachtsfest ist noch nicht gekommen. Eine dichte Flockenherde |
"Ich werde am Montag
nach Berlin gehen", eröffnet Adelsohn seinen beiden
Wahlfamilienmitgliedern. "Ich habe dort ein Vorstellungsgespräch für
einen Job als Tiefbaufacharbeiter. Das Fahrtgeld und die Unterkunft
übernimmt die Firma. Ich muss da hin, doch ich will euch nicht im Stich
lassen. ich fühle mich gar nicht gut dabei."
"Wenn du mal wieder Zeitlang nach den Schafen hast, dann komm zurück. Ich habe gemerkt du bist ein guter Kerl. "Dorothea Stuffer erinnert sich in diesem Moment an die Worte ihrer Freundin Adelheid vor einigen Jahren: "Vergiss nicht: Engel müssen weiterziehen!" Am nächsten Morgen packt Adelsohn seinen Rucksack und seine Reisetasche und begibt sich zum Bahnhof.
"Heut'
Nacht bin ich allein", überlegt Xaver bei der allabendlichen gemeinsamen
Reflexion. Die Stube ist noch etwas von der morgendlichen Ofenwärme
überschlagen. Im Stillen denkt Dorothea: " Adelheid mag recht haben, dass Engel weiterziehen. Sie kommen aber auch ganz von selber. Adelheid kennt sich aus mit Engeln, sonst hätte sie mir Adelson nicht geschickt."
Adelson kümmerte sich Tag und Nacht um unseren grippekranken Pilgerhelfer Xaver Hagengruber |
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